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One Last Shot – First Gear

 

Hier ist sie also, die EP First Gear von der Band One Last Shot. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Dust Metal“, ein Begriff der mich zuerst mal in die Irre geführt und mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hat.

Ich verstehe, dass Bands sich von der Masse abheben und möglichst eigenständig klingen wollen und das sollen sie natürlich auch, aber manchmal würde man sicherlich mehr potenzielle Fans erreichen, wenn man einfach klar sagen würde was man macht und dabei auf ein paar Bands verweisen würde, die jeder kennt. One Last Shot kommen aus Paris und ihre Musik ist eine Mischung aus Motörhead, Nashville Pussy, Guns’n’Roses und das Ganze wird aber noch kombiniert mit einer Punk-Attitüde und einem leichten Modern Metal-Einschlag (vor allem beim Gesang) und druckvoller Produktion. Die Verknüpfung von Rock&Roll mit Metal ist nicht neu und normalerweise auch nicht so ganz mein Ding, aber als ich in die EP reingehört habe war ich begeistert.

 

One Last Shot haben ein tolles Gespür für große Melodien, ohne es dabei an Härte fehlen zu lassen und machen es genau richtig: Sie schaffen es Songs in der Art der Motörhead-Veröffentlichungen der 80er Jahre in eine frisch und unverbraucht klingende EP zu übertragen ohne dabei wie eine Coverband zu klingen. Nicht falsch verstehen: One Last Shot sind beileibe kein Motörhead-Klon, schon alleine der Gesang hat nichts mit Lemmys Reibeisenstimme zu tun. Sie bringen viele eigene Ansätze ein und mit jedem Song spürt man den Spaß, den sie dabei haben. Aber der erste Eindruck ist: sie nehmen das Grundgerüst eines alten Motörhead-Songs, zerlegen das dann aber sehr geschickt in all seine Einzelteile, ergänzen moderne Elemente, machen vieles „was man eigentlich nicht macht“, bedienen sich an den besten Zutaten aus 80er-Jahre Metal im Stil der oben genannten Bands und ergänzen das Ganze noch mit ihren eigenen Ideen und machen daraus wirklich abwechslungsreiche Songs. Das ist auch ihr größter Pluspunkt: obwohl wir bei undergrounded jetzt schon bei Review Nr. 667 sind und ich böser als der Leibhaftige dreinblicke während ich diese Rezension schreibe, schaffen es One Last Shot mich zu begeistern und mir ein Lächeln zu entlocken. Die EP macht einfach richtig Spaß!

 

Sie mixen ungeniert einfach alles was ihnen gefällt und machen das derart gekonnt, dass man gar nicht anders kann als mitzugehen. Gleich der Opener ist perfekt gewählt: Brawler fängt gemäßigt an, man denkt zuerst an ZZ Top, dann kommt ein G’n’R-Lick dazu und dann bricht der Gesang über einen herein und das Stück, das bis gerade noch eher rockig klang, bekommt durch die aggressive Gesangsstimme schlagartig eine Wendung zum Metal. Und auch hier ist die Kunst, dass es eben nicht gewollt auf Überraschung getrimmt ist oder einen extremen Wechsel innerhalb es Stücks gäbe: Nein, das Stück bleibt weitgehend unverändert und doch ist es gleichzeitig abwechslungsreich und in sich sehr stimmig. Das Solo hätte so oder ähnlich z.B. auch auf „Appetite For Destruction“ zu finden sein können, aber das bluesige Solo wird mit einem Doublebass-Gewitter erster Güte hinterlegt und man ist auch hier wieder erstaunt wie gut das zusammen funktioniert.

 

Spätestens beim zweiten Song Skateboard haben sie den Hörer dann am Haken und lassen einen nicht mehr los: hier gibt es voll auf die Zwölf, hat dabei aber einen tollen Refrain, viele Breaks und nicht vorhersehbare Zwischenteile sowie eine wirklich nicht alltägliche Leadgitarre, die auch beim Rest der EP punktet. Reinhören ist Pflicht!

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